Vilnius
Ocikevič Vitalij, ein Urkrainer aus dem Gebiet von Vinica, kam vor drei Jahren nach Vilnius, um die litauische Sprache zu erlernen und sich auf das Priesterseminar in Kaunas vorzubereiten (die Ukrainer haben kein Priesterseminar). Vitalij ministrierte öfters in den Kirchen von St. Nikolaus und St. Theresien bei der hl. Messe. Mehrere Male wurde er vom Sicherheitsdienst verhört. Man bot ihm Agententätigkeit im Sicherheitsdienst an und versprach ihm dafür die Zulassung zum Priesterseminar von Kaunas ohne vorherige Militärdienstzeit. Am 24. März feierte er seinen 18. Geburtstag. Am 14. Mai fand man ihn in seinem Kämmerlein in der Gardinostraße tot auf; sein Gesicht war schwer zusammengeschlagen.
Druskininkai
Am 25. Mai 1975 verkaufte eine Frau an der Kirche von Druskininkai Devotionalien. Plötzlich wurde sie von einem Milizmann und seinen Verbindungsleuten umzingelt, die sie mit Gewalt festnehmen wollten. Der Frau gelang es, sich herauszuwinden und in die Kirche zu flüchten, in der gerade ein Gottesdienst stattfand. Die Angreifer rissen den Korb mit religiösen Gegenständen an sich und verschwanden damit. Diesen Vorfall beobachtete eine Gruppe von Kurgästen und äußerte über derartiges Rowdytum lautstark ihren Unwillen. Vom Zugriff des Milizmannes trug die Frau an ihren Händen blaue Flecken davon.
Man verkündet Kultfreiheit, aber die Hersteller von Kultgegenständen werden verfolgt. In dieser Hinsicht genießen die Schwarzbrenner eine größere Sicherheit, denn zu ihrer Aushebung legt die Miliz keinen solchen Eifer an den Tag wie bei der Jagd auf Verkäufer von Gebetbüchern und Rosenkränzen.
In der Presse spotten die Atheisten darüber, daß die Rosenkränze und kleinen Kreuze häßlich seien ...
Gibt es denn Möglichkeiten, formschönere herzustellen?
Lazdijai
Beschluß des Exekutivkomitees des Rates der Deputierten der Arbeitenden Menschen im Rayon Lazdijai der Litauischen SSR Lazdijai, den 1. Juli 1975, Nr. 227
Betrifft den Kampf gegen eigenmächtige Bautätigkeit im Rayon Lazdijai, Fischkolchos Meteliai, Bauernschaft Buckünai.
Nachdem das Exekutivkomitee des Rates der Arbeitenden Menschen im Rayon Lazdijai über die beigebrachten Unterlagen bezüglich der eigenmächtigen Errichtung eines Kreuzes in dem Fischkolchos Meteliai, Bauernschaft Buckūnai, beraten hat, und auf Grund des Beschlusses Nr. 1 des Ministerrates der Litauischen SSR vom 2. Januar 1967 und Artikel 114 des Zivilkodexes der Litauischen SSR beschließt das Komitee:
1. Bis zum 15. Juli 1975 ist das eigenmächtig errichtete Kreuz auf dem Grundstück von Klimavičius Ignas, Sohn des Kasimir, in dem Fisch-kolchos Meteliai, Bauernschaft Buckünai, abzubrechen.
2. Wenn der erste Punkt des Beschlusses nicht durchgeführt wird, werden die Abbrucharbeiten dem Verein der freiwilligen Feuerwehr anvertraut und die Unkosten nach Berechnung des Vereins der freiwilligen Feuerwehr dem Klimavičius Ignas, Sohn des Kasimir, auferlegt.
3. Mit der Überwachung der Durchführung dieses Beschlusses werden das Amt des Rayonsarchitekten und die Innere Abteilung der Rayonsregierung beauftragt.
Rayon Lazdijai, Vorsitzender des Exekutivkomitees: J. Andrijanovas Rayon Lazdijai, Sekretärin des Exekutivkomitees: Z. Giedraitienė
Am 1. Juli 1975 setzte der Rayonsarchitekt Aloyzas Liesis, in Anwesenheit des Gemeindevorsitzenden von Zagariai, Mikelionis, des Direktors des Fisch-kolchos Meteliai, Danbauskas, und des Oberingenieurs des Rayons Lazdijai,
V. Liesiene, ein Aktenstück über „eigenmächtige Bautätigkeit" auf dem Anwesen des Ignas Klimavičius auf. In dem Aktenstück heißt es: „Es wurde ein grün angestrichenes Kreuz mit der Front zur Landstraße Miroslavas—Simnas neben dem Haupteingang auf dem betonierten Treppenvorplatz errichtet... Der Erbauer besitzt keine Dokumente über eine Erlaubnis der Bautätigkeit."
Pakuonis
Am 4. Juni 1975 kam der Bevollmächtigte des Rates für religiöse Angelegenheiten, K. Tumėnas, nach Pakuonis zum Pfarrer Pranciškus Lingys. Da er aber den Pfarrer nicht zu Hause antraf, fuhr er zum Ordinariat nach Kaunas. Bald darauf kamen der Kanzler der Diözese Vilkaviškis, B. Baliukonis, und der Dekan von Prienai, Uleckas, nach Pakuonis. Beide versuchten, den Pfarrer von Pakuonis zu überreden, er solle die auf den Innenwänden der Kirche aufgemalten Gedimins-Pfeiler überstreichen lassen. Nach der Meinung von Kanzler Baliukonis ist es nicht ratsam, mit der Rayonsregierung in Unfrieden zu leben.
Schon früher hatte Pfarrer Lingys von sich aus den Rayonsbeamten vorgeschlagen, sie sollten die auf den Wänden befindlichen Gedimins-Pfeiler tilgen. Einer der Beamten hatte daraufhin erklärt, das könnten sie nicht tun, denn sonst würden die Leute die Regierung beschuldigen. Der Termin zur Tilgung der Gedimins-Pilger wurde bis zum 1. Juli 1975 verzögert. Der Gemeindevorsitzende von Pakuonis schaute manchmal in die Kirche hinein, um nachzusehen, ob der Pfarrer den Befehl der Rayonsregierung schon ausgeführt habe.
Santaika
Am 27. Mai 1975 wurde der Pfarrer von Santaika, Hochw. P. Orlickas, zum Gemeindeamt vorgeladen. Dort warteten der stellvertretende Vorsitzende des Exekutivkomitees des Rayons Alytus, Jančiauskas, der Gemeindevorsitzende von Santaika, Aliulis, und die Direktorin der achtjährigen Volksschule auf ihn. Der stellvertretende Vorsitzende Jančiauskas erklärte, die Rayonsregierung habe eine Beschwerde erhalten, daß der Pfarrer von Santaika die sowjetischen Gesetze nicht einhalte und Kindern das Ministrieren bei der hl. Messe erlaube. Hochw. Orlickas gab der Direktorin der achtjährigen Volksschule den Rat, die gegen ihn gerichteten Beschwerden bei der Rayonsregierung einzustellen, und schlug den Beamten des Rayons vor, den Rowdys mehr Aufmerksamkeit zu schenken als einigen Kindern, die bei der Messe ministrieren.
Širvintos
Im Februar 1975 befahl der stellvertretende Vorsitzende des Exekutivkomitees des Rayons Širvintos, Tverbutas, dem Pfarrer von Širvintos, P. Guobis, ohne das Einverständnis des Rayons keinem Priester zu erlauben, in der Kirche die hl. Messe zu lesen.
Pajeslys
Im Mai 1975 wurde der Pfarrer von Pajeslys, Hochw. J. Vaicekauskas, zum Bevollmächtigten des Rates für religiöse Angelegenheiten vorgeladen, welcher sein Mißfallen äußerte wegen der Erklärung des Hochw. Vaicekauskas über die Diskriminierung der Schüler in der Mittelschule von Krakes (siehe „Chronik der LKK" Nr. 15). Nach Ansicht des Bevollmächtigten für religiöse Angelegenheiten, K. Tumėnas, hat man den Schülern ihre Noten für Betragen nicht wegen ihres Kirchgangs, sondern wegen ihrer Besuche beim Pfarrer herabgesetzt.
Vaskai
Am 28. Mai 1975 raubten unbekannte Täter das Tabernakel der Kirche von VaSkai aus und nahmen den Speisekelch mit den hl. Hostien mit.