Weißrußland

Gervėčiai

Hier verstarb im September 1978 der Gemeindepfarrer Stanislav Chodygo. Selbst polnischer Nationalität, ehrte er seine litauischen Pfarrkinder und verlas während des Gottesdienstes das Evangelium auch in litauischer Sprache. Die Einwohner von Gervėčiai, Rimdžiūnai, Giriai und anderer litauischer Dörfer bemühten sich, einen Geistlichen aus Litauen als Nachfolger zu bekommen. Es kam auch der Pfarrer Petravičius, doch bald stellte sich heraus, daß die Kreisbehörde sich wei­gerte, ihn zu registrieren.

Zum Ende des Jahres 1978 verstarb auch der Gemeindepfarrer von Rodunė. So blieb nicht nur die Gemeinde von Rodunė, sondern auch die litauische Sprachin­sel Pelesa ohne Geistlichen. Im Alter von 85 Jahren starb Anfang 1979 auch der Gemeindepfarrer von Barunai, Kozlovskis, der ebenfalls mehrere Gemeinden be­diente. So sterben in Belorußland die letzten Geistlichen dahin.

Novy Dvor

Der Pfarrer von Novy Dvor und Vosyliškės, Antonij Chanko, wurde am 23. April 1979 durch Rayonbehörden verwarnt, weil Kinder bei der Messe ministrier-ten. Einige Wochen später wurden Pfarrer A. Chanko und der Vorsitzende des Kirchenkomitees zu je 20 Rubel Geldstrafe verurteilt, weil Kinder an der Oster-prozession teilgenommen hatten.

M o l d a v i e n

Slaboda-Raskov

Seit dem Jahre 1977 können sich die Gläubigen hier nur unter freiem Himmel zum Gebet versammeln, sei es nun Sommer, Herbst oder Winter; die Sowjetbe­hörden haben das selbstgebaute Kirchlein der Gemeinde vernichtet. Die Men­schen versenden Telegramme an Priester, damit diese sterbende Mitbürger aufsu­chen oder Tote bestatten. Doch verschwinden viele dieser Telegramme irgendwo. In Rybnica, Ivanovsko und andernorts reagierten staatliche Stellen auf Bitten der Katholiken, den Besuch eines Geistlichen zu genehmigen, mit der ironischen Fest­stellung: »Eher werdet ihr hier Eisbären als Priester zu sehen bekommen.« Die Behörden verweigern die Registrierung der Gemeinden von A Belc, Andrijasevka, Petropavlovsk, Tiraspol u. a. Man verhöhnt die Gläubigen: »Betet doch zu Hau­se in euren Wohnungen; wozu braucht ihr ein Bethaus . . .« Die Behörden von Kamenka erlaubten am 25. Mai 1979 die Anreise eines Prie­sters zwecks Bestattung eines Toten und verordneten, daß von nun ab ein Geistli­cher frei nach Raskov einreisen dürfe. Dem Geistlichen wurde aber aufgetragen, den Menschen Gebetsversammlungen ohne Priester zu verbieten und nicht zu ge­statten, daß Kinder oder Jugendliche jemals an einem Gottesdienst teilnehmen. Pfarrer Savalniuk wurde am 6. Juli vom Bevollmächtigten des Rates für religiöse Angelegenheiten in Kisenev beschimpft, er habe die gestellten Bedingungen nicht erfüllt, und weitere Besuche in Raskov wurden ihm verboten. Am selben Tage brachten die Behörden zwei LKW-Ladungen mit Arbeitern nach Raškov. Der selbstgezimmerte Altar und das Zelt, in dem alte Leute und Kinder bei Regen und Unwetter Schutz fanden, wurden abgerissen.

 

Auf der Suche nach einem Geistlichen waren die Katholiken von Raškov nach Vi-niza in der Ukraine gefahren. Der dort tätige Priester Kazimieras Žilys zeigte sich bereit, die Katholiken in Raškov mitzuversorgen, doch war der moldauische Be­vollmächtigte des Rates für religiöse Angelegenheiten dagegen. Bei anderer Gele­genheit bezeichnete dieser Bevollmächtigte die Gläubigen aus Raškov als Verbre­cher und erklärte, sie sollten erst gar nicht davon träumen, von Viniza aus, wo Pfarrer Žilys arbeitet, Hilfe zu erlangen. »Der ist Litauer«, empörte sich der Be­vollmächtigte, »und alle Litauer sind Feinde der Sowjetmacht.« In Litauen gebe es sogar ein Komitee zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen, überhaupt sei es gefährlich, mit Litauen etwas zu tun zu haben. Unter dem Eindruck der Flut von Anträgen der Gläubigen an den Rat für religiöse Angelegenheiten, sah sich der Bevollmächtigte knapp zwei Wochen vor Ostern gezwungen, die Anreise von Pfarrer Savalniute und Amtshandlungen außerhalb von Raškov doch noch zu ge­nehmigen. Doch müßte den Behörden vorher gemeldet werden, wo sich die Gläu­bigen zum Gebet versammeln würden. Diese Voraussetzung ist in Moldavien nicht zu erfüllen. Nach dem Besuch eines Geistlichen setzt jeweils eine Welle der Verhöhnung und Verfolgung der Gläubigen ein.

 

Viele Menschen kamen im Verlauf der Karwoche vor Ostern nach Kišenev. Der Pfarrer hörte die Beichte Tag und Nacht, brach am Ostermorgen erschöpft und schwer erkältet zusammen und holte sich eine Meningitis. Ostermorgen waren auch Schüler aus Raškov nach Kišinev gekommen. Ange­sichts der langen Reise mit mehrmaligem Umsteigen fehlten sie am Montagmor­gen in der Schule. Der Schuldirektor beschimpfte und verhöhnte die Schüler und ließ deren Eltern kommen, die ihre Kinder mutig in Schutz nahmen: »Es ist un­möglich, innerhalb eines Tages nach Kišinev zu fahren. Aber zur Osterbeichte zu gehen, ist unsere heilige Pflicht.«

In ihrer letzten Eingabe an den Bevollmächtigten des Rates für religiöse Angele­genheiten in Moskau schrieben die Katholiken von Raškov: »Wohl in keiner anderen Sowjetrepublik werden Katholiken so schrecklich ver­höhnt wie in Moldavien. Die Beamten verlachen und beleidigen unsere religiösen Gefühle. Der Vorsitzende des Rayon-Exekutivkomitees Kosuchar, der Sekretär Vorona, tröstet uns höhnisch: >Sitzt ja still, sonst werden wir euch zum Bahnbau nach Sibirien (Baikal-Amur-Magistrale) deportieren, wo die weißen Bären woh­nen^ Oder >eher wird die Leiche deiner Mutter verfaulen, als daß wir einen Prie­ster zu ihrer Beerdigung kommen lassen< . . .«